Der Weg zur /Autobahn
Als das Automobil seinen Siegeszug begann, war die Eisenbahn gerade mal 100 Jahre alt. Schon gab es ein Schienennetz, das die industrielle Revolution beflügelte und auch über Kriege entschied. Das Automobil musste sich dagegen mit schlechten und kaum befestigten Wegen zufrieden geben. Selbst Überlandstraßen wurden zusammen mit Fußgängern und Pferdefuhrwerken genutzt. Anfangs wurde dies noch nicht als Problem gesehen, galt doch das Automobil als überflüssige Erfindung, die sich nur wenige leisten konnten. Doch das Auto wurde ständig verbessert und vermehrt benötigte man Anschlussverbindungen für Personen und Güter von den Bahnhöfen aus. Auch Fernverbindungen für Kraftwagen waren schließlich keine Utopie mehr.
In der Weimarer Republik gab es Bestrebungen, die vorhandenen Reichs- und Landstraßen auszubauen. Die Republik sah dies als Staatsaufgabe an und ließ keine private Finanzierung zu. Doch der Ausbau eines Netzes kreuzungsfreier „Nur-Autostraßen" mit einem einheitlichen Regelquerschnitt und voneinander getrennten Richtungsfahrbahnen war so kurz nach dem
1. Weltkrieg aufgrund der zu leistenden Kriegsentschädigungen nicht bezahlbar.
Nichtsdestotrotz wurde 1921 in Berlin eine Autobahn mit einer Länge von 9,8 Kilometer eingeweiht. Bauherr war die Automobil-Verkehrs- und Übungsstraße GmbH (AVUS). Die Autobahn hatte aber keine öffentliche Funktion und die Nutzung war gebührenpflichtig. Hier tummelte sich die Schickeria und stellte ihre protzigen Autos zur Schau. Die Wiege des europäischen Autobahnbaus liegt allerdings in Italien. Die erste längere Autobahn war die 1924 fertiggestellte, 130 Kilometer lange, touristische „Autostrada" von Mailand zu den lombardischen Seen. Sie besaß nur eine einzige Fahrbahn von acht Meter Breite für drei Spuren.
Im Jahre 1927 legte der Verein zur Vorbereitung der Autostraße Hansestädte-Frankfurt-Basel (HaFraBa) den Entwurf für ein Autobahnnetz vor und führte damit die Bezeichnung „Autobahn" ein. Doch in der Bevölkerung der Weimarer Republik waren die Pläne umstritten, gab es doch 1932 nur ein Kraftfahrzeug für 100 Einwohner und die Angst vor Inflation war groß. Das Geld sollte besser in den Ausbau des vorhandenen Straßennetzes, in die Verbesserung der Eisenbahn und in den Wohnungsbau gesteckt werden. Letztendlich wollte man die Entwicklung dem Markt überlassen, doch für öffentliche Autobahnen gab es damals keine privaten Finanzierungsmöglichkeiten, da die Erhebung von „Wegegeldern" nicht gestattet war.
Nachdem Hitler Ende Januar 1933 zum deutschen Reichskanzler ernannt worden war, nahm er die Pläne der HaFraBa für ein Autobahnnetz begeistert auf. Er erkannte die propagandistischen Effekte und wollte „aufs Ganze gehen" – das ganze Netz realisieren. Aufgrund der gründlichen Vorarbeiten konnte Hitler schon acht Monate später den ersten Spatenstich für das Reichsautobahnnetz vollziehen. Innerhalb von fünf Jahren wurden von den 6.900 geplanten Reichsautobahn-Kilometern 3.000 km gebaut. Die Mittel kamen überwiegend aus Arbeitslosenversicherungsbeiträgen.