Bauwerk (Bw) 81

Entwässerung /Bettlersruhbrunnen

Ort: 97775 Burgsinn
Koordinaten:
50°10'29.5"N 9°41'17.0"E (50.174870, 9.688065)
Baukilometer:
14,225
Bauart: Durchlass (Rohrdole)
Baumaße: L 30,0 m x B 0,6 m x H 0,6 m

Interessant ist der geplante Rastplatz „Bettlersruh" an der „Strecke 46". Reisende sollten hier die Möglichkeit haben, die Autobahn zu verlassen und sich in der Natur zu erholen. Der Rastplatz war nur einseitig, neben der Fahrbahn aus Richtung Fulda, vorgesehen. Reisende aus der Fahrtrichtung Würzburg sollten ihr Auto auf einer „Wagenaufstellspur" parken und über die Fahrbahn zum Rastplatz laufen.

 

Aus diesem Grunde wären die Fahrspuren im Parkplatzbereich mit einer wassergebundenen Decke (Schotter bzw. Splitt) zu befestigen gewesen. Der Rastbereich sollte nach den Vorstellungen des Landschaftsplaners mit Büschen und Bäumen so strukturiert werden, dass verschiedene optisch voneinander getrennte Bereiche entstanden wären. Hierdurch wäre eine Nutzung als Liegewiese bzw. als Wiese zum Aufstellen eines Zeltes möglich gewesen.
Aufgelockert wurde der Bereich des Rastplatzes durch das Verlegen des Quellbaches des Bettlersruhbrunnens in diesen Rastplatz hinein. Reste der Bachverlegung sind noch deutlich zu erkennen. Das Wasser sollte einige Meter vor dem Fahrdamm abgefangen und durch einen Fallschacht und eine 30 m lange Rohrdole unter dem Damm in Richtung Tal geführt werden. Fallschacht, Rohrdole und verkleideter Kopf bilden das Bauwerk 81 bei Baukilomter 14,225. Es wurde von der ortsansässigen Burgsinner Bauunternehmung Lorenz Laudenbach im Jahre 1938 zum Preis von 1.908,00 Reichsmark errichtet. Die Rohrdole hat einen Durchmesser von 0,60 m. Zwischen der Fahrspur im Rastplatzbereich und der Fahrbahn der Autobahntrasse sollten unter Bäumen Sitzgruppen aufgestellt werden. Von den Sitzgruppen aus sollte der Rastende in Richtung Osten in der Ferne die „Schwarzen Berge" der Rhön und in Richtung Süden die „Streiteiche" bewundern können.

Bei der „Streiteiche" handelt es sich um eine mehr als 600 Jahre alte Huteeiche direkt neben der Fahrbahn der Autobahn. Der Begriff Huteeiche oder Weideeiche stammt aus einer Zeit, in der v.a. Schweine, Ziegen und Rinder noch in den Wald getrieben wurden und dort ihr Futter selbstständig suchen mussten. Diese als Waldweide bezeichnete Wirtschaftsform verwandelte den geschlossenen Wald allmählich in eine parkähnliche offene Landschaft. Neben der „Streiteiche" gab es noch etliche Huteeichen bzw. -buchen in dieser Gegend. Die „Streiteiche" stürzte im Jahr 2007 um, nachdem die Nässe des neben ihr errichteten Teichs sie von innen her verfaulen ließ.


Die Führung einer Autobahn unmittelbar neben einem herausragenden Natur- bzw. Kulturdenkmal wie der „Streiteiche" bzw. entlang einer Wasserscheide zur Gewährung von Ausblicken ist eine Gestaltungsform aus den Anfangszeiten des Autobahnbaus, als nicht die Herstellung der kürzesten Verbindung, sondern touristische Aspekte im Vordergrund des Autobahnbaus standen.

Für Reisende aus der Fahrtrichtung Würzburg stand in Höhe der „Streiteiche" ein Parkplatz zur Verfügung. Nach der amtlichen Begründung zur Baugenehmigung sollten diese Reisenden dort ihr Fahrzeug abstellen, über die Fahrbahn zum Rastplatz „Bettlersruh" laufen, um dort die Annehmlichkeiten dieses Rastplatzes in Anspruch nehmen zu können.


Kontakt / SIE HABEN FRAGEN ODER ANREGUNGEN?
Arbeitsgemeinschaft Autobahngeschichte (AGAB) e. V.
Herausgeber
Arbeitsgemeinschaft Autobahngeschichte (AGAB) e. V.
c/o Dieter Stockmann
Eichendorffstr. 4
97209 Veitshöchheim www.autobahngeschichte.de
powered by webEdition CMS