Vision /Legende
Die Reichspropaganda schuf den Mythos, dass Hitler während seiner Festungshaft in Landsberg/Lech die Autobahnen erfunden hatte: „... da schlug er auch die Karte unseres Vaterlandes auf seinen Knien auseinander und zeichnete in sie hinein seine Reichsautobahnen: so werden sie laufen!"
Die Reichsautobahnen wurden als „Straßen des Führers" propagandistisch ausgeschlachtet. Die Vorarbeiten der Weimarer Zeit waren vergessen. Die ersten Spatenstiche wurden zelebriert. Legendär sind Hitlers Worte: „Fangt an!" – Hitler hatte sich ein wirkungsvolles Denkmal gesetzt.
Tausende Menschen arbeiteten gleichzeitig für die „Straßen des Führers". Die Reichsautobahn wurde so zum Symbol für Arbeitsbeschaffung. Die in „Reichsautobahnlagern" hausenden und schlecht bezahlten Bauarbeiter wurden zu „Soldaten der Arbeit" stilisiert. Arbeit wurde zum Dienst an Führer und Volk.
Mit der „Reichsautobahn" verknüpfte Hitler zudem die Vision der „Volksmotorisierung" – 1935 kam auf 100 Einwohner nur ein Automobil!
– und des „Autowanderns" in herrlichen Landschaften.
„Die Straßen Adolf Hitlers sind in ihrem Charakter deutsch, wie die Landschaften, welche sie durchziehen. Der deutschen Wesensart entsprechend müssen sie daher auch gebaut werden." Deutschlands Autobahnen – Adolf Hitlers Straßen, Bayreuth 1937
Gedacht waren die Reichsautobahnen als Symbol für Dauerhaftigkeit und Monumentalität des Nationalsozialismus. Stattdessen sind die Ruinen der Strecke 46 zum Symbol für ein grandioses Scheitern geworden. Sie räumen mit der Legende auf: „... ja, aber Hitler hat doch die Autobahnen geschaffen!". Die Strecke 46 gilt zudem als Mahnmal für die Auswirkungen reiner Propaganda und der Manie von Diktatoren, alle Kräfte und Kapazitäten auf ein Projekt zu konzentrieren.
